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Der Zölibat

Der Zölibat (von lat. caelebs „allein, unvermählt lebend“  bezeichnet das Versprechen, für das weitere Leben die Verpflichtung zur Ehelosigkeit zu übernehmen.
Neben der römisch-katholischen Kirche kennen nicht nur die orthodoxe, anglikanische und evangelische Kirche für Ordensfrauen und -männer, Eremiten, geweihte Jungfrauen oder Diakonissen das Versprechen bzw. Gelübde der Ehelosigkeit, sondern auch andere Weltreligionen. Während der Zölibat in der lateinischen Teilkirche der römisch-katholischen Kirche für die Priester verbindlich ist, gilt dies in den katholischen Ostkirchen sowie in den Orthodoxen Kirchen nur für Bischöfe.

Im Jahr 1022 ordnete Papst Benedikt VIII. auf der Synode zu Pavia gemeinsam mit Kaiser Heinrich II. an, dass alle Geistlichen künftig nicht mehr heiraten durften. Da es für Priester üblich wurde, die Heilige Messe täglich zu zelebrieren, spielte dabei vor allem die kultische Reinheit eine Rolle, aber auch die Tatsache, dass sonst Kirchenbesitz an die Kinder der Geistlichen vererbt worden wäre. Verstöße gegen den Zölibat wurden mit Kirchenstrafen belegt, und bereits verheirateten Geistlichen wurden Amt und Besitz entzogen.

Bis zum Zweiten Laterankonzil 1139 gab es sowohl verheiratete als auch unverheiratete Priester, die vom Zeitpunkt ihrer Weihe an zur sexuellen Enthaltsamkeit aufgerufen waren. Bei jenem Konzil wurde festgelegt, dass „höhere Kleriker, die geheiratet haben oder eine Konkubine halten, […] Amt und Benefizium [verlieren]“ (in Kanon 6) und die Messen von Priestern, die eine Ehefrau oder Konkubine haben, „nicht mehr gehört werden“ dürfen (in Kanon 7). Im gleichen Zuge wurde die Priesterweihe im Rechtsverständnis der römisch-katholischen Kirche zu einem trennenden Ehehindernis – was sie bis heute ist.

Seither stellt der Zölibat eine unabdingbare Zugangsvoraussetzung  für den Empfang der Priesterweihe in der römisch-katholischen Kirche dar.

Bis zum Konzil von Trient (1545–1563) kam es jedoch vor, dass Priester mit Konkubinen zusammenlebten. Ihnen wurde dafür in der Regel eine hohe Geldstrafe auferlegt; oft machten die zu zahlenden Beträge mehr als ein Jahresgehalt aus.

Die Einführung des priesterlichen Zölibats wurde im Mittelalter jedoch nicht nur von der kirchlichen Obrigkeit gefordert und durchgesetzt: Auch das einfache Volk forderte unverheiratete Priester. Diese Forderung durch Laien war Teil einer innerkirchlichen Reformbewegung, die gleichfalls gegen Missstände wie Machtmissbrauch, Korruption (Simonie und Vetternwirtschaft) in der Kirche kämpfte.

Quelle: wiki

Die Wahrheit über den Zölibat

Katholische Priester durften ursprünglich heiraten. Und mit ihren Frauen enthaltsam leben. Bis ihnen auch die Ehe verboten wurde.
Die hochwürdigen Herren hießen Habsburg, Schwarzenberg, Auersperg, Kinsky, Liechtenstein. Und sie waren sehr reich. Da erwies es sich als vorteilhaft, dass sie ehe- und kinderlos bleiben mussten. Denn so konnte ihr Vermögen, als sie starben, in den Schoß der Mutter Kirche fallen. Das, so mutmaßen Historiker, ist mit ein Grund, dass es den Zölibat gibt.

Fest steht, dass die Priester in den Anfängen der römisch-katholischen Kirche ein ganz normales Sexual- und Eheleben führten. Vom Zölibat war keine Rede, aber es zeigte sich bald, dass die Kirche dazu neigte, ihren Amtsträgern die Lust an der geschlechtlichen Liebe zu nehmen. So hielt es Papst Siricius bereits im Jahre 385 für „ein Verbrechen, wenn Priester nach ihrer Weihe noch mit ihren Ehefrauen verkehren“.
Getrennte Betten

Mit anderen Worten: Geistliche Herren durften verheiratet sein, nicht jedoch mit ihren Frauen schlafen. Um jeglicher Versuchung zu widerstehen, sollten sie in getrennten Schlafzimmern ruhen, was in der Realität – trotz angedrohtem Ausschluss aus dem Klerikerstand – ein frommer Wunsch der Kirchenherren blieb.

Es vergingen sechs Jahrhunderte, ehe die verordnete Lustfeindlichkeit zum Eheverbot führte. Papst Benedikt VIII. war es, der im Jahre 1022 die bis dahin geduldete Priesterehe untersagte, obwohl die Ehelosigkeit nirgendwo in der Bibel verlangt wird. Auch Jesus hat sie nicht gefordert, sondern nur Ehebruch und Scheidung angeprangert, was von Theologen später als Argument für den Zölibat umgedeutet wurde. Geistliche, die Frauen hatten, galten nun als „schmutzig“ und das, obwohl sämtliche Apostel inklusive Petrus, dem ersten Papst, verheiratet waren.

Wie wenig Verständnis die Priester anfangs für den als „Geschenk Gottes“ bezeichneten Zölibat hatten, bekam Bischof Altmann 1074 in Passau zu spüren. Als er während einer Messe die von Rom geforderte neue Enthaltsamkeit verkündete, entstand innerhalb des Klerus ein derartiger Tumult, dass der Bischof aus Angst um sein Leben fluchtartig den Dom verließ.

Werk des Teufels

Das Eheverbot sorgte aber noch für viel weiterreichende Folgen, war es doch mit ein Grund, dass es im 11. Jahrhundert zur Abspaltung der Ostkirche und rund 500 Jahre später der Protestanten kam. Martin Luther bezeichnete den Pflichtzölibat als Werk des Teufels und stellte es evangelischen Priestern frei, „ehelich oder nicht ehelich sein zu wollen“.

Sicher spielte bei den Zölibatsargumenten der katholischen Kirche der Reichtum adeliger Bischöfe und Äbte eine Rolle, konnten doch mit dem Vermögen, das sie der Kirche vermachten, ganze Klöster und Dome errichtet werden. Hätten sie Frauen und Kinder gehabt, wären die erbberechtigt gewesen. Der Zölibat hatte – und hat – also auch ökonomische Gründe.
Konkubinen im Vatikan

So sehr die Päpste auf die sexuelle Enthaltsamkeit ihrer Priester, Ordensmänner und Nonnen bedacht waren, so wenig hielten sie sich selbst an ihre Gesetze. In der Renaissance wollte kaum ein Pontifex päpstlicher als der Papst sein, weshalb schönen jungen Frauen (und auch Männern) die Türen zum Vatikan offenstanden. Während aber die Konkubinen meist still und heimlich in die Privatgemächer des Heiligen Vaters geschleust wurden, hatte Innozenz VIII. kein Problem, seine Gespielinnen in aller Öffentlichkeit zu empfangen. Er zeugte 16 Töchter und Söhne, die er selbst taufte, traute und mit einträglichen Posten im Kirchenstaat versorgte.
Mehr Vater als heilig

Nicht besser war sein Nachfolger Alexander VI., der – unmittelbar nachdem er ein Paar getraut hatte – die Braut in sein Bett zerrte: Giulia Farnese, wie sie hieß, ist als „Hure des Papstes“ bekannt geworden, ihr Bruder wurde, um sein Schweigen zu erkaufen, Kardinal. Er ist dann als Paul III. (und vielfacher Vater) selbst Papst gewesen. Zweifellos war in der Renaissancezeit manch Heiliger Vater mehr Vater als heilig.

Allerdings ist die sexuelle Askese keine Erfindung der katholischen Kirche. Heidnische Priester gingen in vorchristlichen Zeiten so weit, sich entmannen zu lassen, um „reine Mittler zwischen Gott und der Menschheit“ zu sein – durch Geschlechtsverkehr wären sie, so die Ansicht der Babylonier, Ägypter und Phönizier, befleckt gewesen. Andere Religionen verboten ihren Priestern Tage vor Betreten des Tempels eine Frau zu berühren.

Zwischen Ideal und Wirklichkeit lagen freilich in allen Kulturen Welten. Der wechselhafte Besuch katholischer Mönche und Nonnen gehörte zum Alltag, es gab Männer- und Frauenkloster, die durch unterirdische Gänge verbunden waren, um den sündhaften Verkehr heimlich gestalten zu können.
Mittelalter

Der Zölibat ist ein seit Jahrhunderten beliebtes Diskussionsthema. Er wird aber heute von der überwiegenden Mehrheit des Kirchenvolks abgelehnt, während unverheiratete Priester im Mittelalter durchaus erwünscht waren.

Quelle: kurier.at

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