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Fakten

Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche Überblick:

Das Thema sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche erhält insbesondere seit Mitte der neunziger Jahre immer größere öffentliche Aufmerksamkeit. Es umfasst sowohl die Fälle von sexuellem Missbrauch insbesondere an Schutzbefohlenen und Untergebenen durch Priester, Ordensleute und angestellte Erzieher innerhalb der römisch-katholischen Kirche als auch den Umgang kirchlicher Stellen mit den Tätern und Opfern.

Da nach den Skandalen in Irland und den USA auch seit Anfang 2010 in Deutschland weitere Sexualdelikte aus der Vergangenheit bekannt wurden, in denen keine Strafverfolgung der Täter durch die Staatsanwaltschaft oder die Polizei erfolgte, beziehungsweise die Opfer keinen oder unzureichenden Schutz erhielten, steht das Verhalten der kirchlichen Stellen in der Kritik, auch wenn diese Delikte von höchster kirchlicher Stelle wiederholt öffentlich verurteilt wurden.
Geschichtlicher Überblick und Fakten aus Österreich und anderen Ländern:

wiki: Sexueller_Missbrauch_in_der römisch-katholischen_Kirche

Die Chronologie der Fälle:

Dieser Eintrag wird laufend aktualisiert um die Ereignisse zu dokumentieren:
12.3.10.Missbrauch

Vorfälle in Österreich und in anderen Ländern:

März 2010 – Österreich
Durch die Diskussion über Missbrauchsfälle in Deutschland ermutigt wenden sich mehrere Personen an die Öffentlichkeit: Der Erzabt im Salzburger Stift St. Peter soll vor 40 Jahren einen damals Minderjährigen missbraucht zu haben. Auch im Vorarlberger Zisterzienser-Internat Mehrerau soll ein Schüler sexuell missbraucht worden sein. Ein Religionslehrer aus dem Stift Admont soll sich in den 1970er Jahren des Missbrauchs schuldig gemacht haben, ebenso ein oststeirischer Priester und ein Salzburger Ordenspriester.

Februar 2010 – Österreich
Die Erzdiözese Wien gibt bekannt, dass im Jahr 2009 17 Missbrauchsfällen an katholischen Schulen oder Pfarren in Österreich nachgegangen wurde. Laut dem Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, gab es 2009 in der Erzdiözese Wien acht Fälle, in den Diözesen Graz, St. Pölten und Innsbruck jeweils zwei, in Linz, Salzburg und Eisenstadt jeweils einen Fall. Zwei aktuelle Fälle von Missbrauch werden derzeit betreut. In sechs Fällen wurde im vergangenen Jahr verjährten Missbrauchsfällen nachgegangen. In neun Fällen wurde abgeklärt, ob es sich tatsächlich um Missbrauch gehandelt hat. In den zwei aktuellen Missbrauchsfällen handelte es sich bei dem einen Täter um einen ehrenamtlichen Kirchenmitarbeiter und bei dem anderen um einen Würdenträger, der vom Dienst suspendiert wurde.

Chronologie der Ereignisse (wird laufend aktualisiert): Missbrauch

Jänner 2010 – Deutschland
Das Berliner Canisius-Kolleg gibt die ersten Missbrauchsfälle bekannt. Bis Ende Februar melden sich nach Anwaltsangaben 115 Betroffene die an Jesuiten-Schulen und anderen katholischen Einrichtungen in Deutschland angeblich missbraucht wurden. Die bis dato bekannt geworden Fälle sexuellen Missbrauchs hatten sich in den 70er und 80er Jahren zugetragen.

Mai 2009 – Irland
Die Kommission zur Untersuchung von Kindesmissbrauch veröffentlicht nach neunjähriger Arbeit ihren Bericht. Demnach wurden Kinder jahrzehntelang von Priestern in katholischen Einrichtungen geschlagen und vergewaltigt.
Im November 2009 folgt der von der Regierung in Auftrag gegebene Murphy-Bericht über Missbrauchsfälle in Dublin in den Jahren 1975 bis 2004. Darin wird der Amtskirche vorgeworfen, bis in die 1990er Jahre hinein Fälle sexueller Gewalt an Kindern vertuscht zu haben.
Im Dezember 2009 spricht Papst Benedikt XVI. nach einem Treffen mit Vertretern der irischen Kirche von Schande und Empörung. Vier Bischöfe reichen ihren Rücktritt ein. Der Papst hat zunächst einen davon angenommen.

Oktober 2009 – Kanada
Dem Bischof von Antigonish in Nova Scotia, Raymond Lahey, wird von Ermittlungsbehörden vorgeworfen, Kinderpornos besessen und importiert zu haben. Der Bischof war zuvor für die Einigung finanzieller Ausgleichszahlungen in Höhe von zwölf Millionen US-Dollar im Zusammenhang mit Fällen sexuellen Missbrauchs durch Priester zuständig.

Juli 2008 – Australien
Der Papst entschuldigt sich für die Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Die Schuldigen müssten ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Zu dem Zeitpunkt sind 107 Fälle bekannt.

April 2008 – USA
Papst Benedikt trifft während seines US-Besuchs Opfer sexueller Gewalt. Die katholische Kirche in den USA hat seit 1992 rund zwei Milliarden Dollar im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gezahlt.

Juli 2007 – USA
Die Erzdiözese Los Angeles stimmt der Zahlung von 660 Millionen Dollar an 500 Opfer sexueller Gewalt zu. Die Fälle reichen bis in die 1940er Jahre zurück.
Schon drei Jahre davor, im Februar 2004, wird ein von der Bischofskonferenz in Auftrag gegebener Bericht veröffentlicht. Danach gab es zwischen 1950 bis 2002 insgesamt 10.667 Personen, die angaben, als Kinder Opfer sexueller Gewalt von US-Priestern gewesen zu sein.

Dezember 2002 – USA
Der Bostoner Kardinal Bernard Law tritt zurück. Ihm wird vorgeworfen, Täter in andere Gemeinden versetzt zu haben, um Missbrauchsfälle zu vertuschen.

April 2002 – Irland
Bischof Brendan Comiskey, einer der bekanntesten Geistlichen des Landes, tritt zurück. Ein Priester seiner Diözese, dem sexueller Missbrauch in 66 Fällen vorgeworfen wurde, hatte Selbstmord begangen.

Juli 2000 – Großbritannien
Der Londoner Kardinal Cormac Murphy-O’Connor räumt Fehler ein: Er habe es in einer früheren Tätigkeit in den 1980er Jahren zugelassen, dass ein pädophiler Priester weiterarbeiten konnte. Dieser Priester war 1997 wegen des Missbrauchs von neun Jungen über einen Zeitraum von 20 Jahren zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.

April 1995 – Österreich
Die katholische Kirche wird in regelmäßigen Abständen von Missbrauchs-Vorwürfen und -Skandalen erschüttert.

Der Wiener Alt-Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groër, der von 1986 bis 1995 an der Spitze der Erzdiözese Wien stand, stürzt die katholische Kirche in Österreich in die schwerste Krise seit 1945, nachdem er zu den Vorwürfen, minderjährige Knaben sexuell missbraucht zu haben, beharrlich geschwiegen hatte. Der Vatikan bestellt Christoph Schönborn noch im April zu seinem Nachfolger.

Quelle: diepresse.com

Vorfälle in Deutschland

In Deutschland melden sich immer mehr Opfer sexueller Übergriffe von Geistlichen. Mittlerweile haben die katholischen Bistümer mehr als 250 Verdachtsfälle von Berlin bis Regensburg registriert. SPIEGEL ONLINE dokumentiert die angezeigten Taten.

Hamburg – Mit dem Canisius-Kolleg in Berlin hat alles begonnen. Der Rektor des von Jesuiten geführten Elitegymnasiums, Pater Klaus Mertes, wendete sich damals per Brief an potentielle Missbrauchsopfer aus den siebziger und achtziger Jahren. Diese sollten sich bitte offenbaren.

Seitdem haben sich 61 frühere Schüler des Canisius-Kollegs gemeldet. Und nicht nur dort. Die 27 deutschen Bistümer berichten von mehr als 250 Verdachtsfällen, die sie inzwischen registriert haben. Die vom Jesuitenorden beauftragte Anwältin Ursula Raue kennt mittlerweile schon rund 160 Verdachtsfälle allein in Einrichtungen des Ordens. Vielerorts werden jetzt auch alte Akten neu durchgearbeitet. In vielen Fällen haben sich Opfer unter dem Siegel der Verschwiegenheit an die Kirchenleitung gewandt.

Probleme bereiten anonyme Beschuldigungen und Spekulationen – diese ließen sich kaum aufklären und schafften ein Klima des Misstrauens, hieß es. Meist geht es allerdings um strafrechtlich längst verjährte Taten aus den fünfziger bis achtziger Jahren.

Doch auch die Zahl der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren gegen Geistliche steigt stetig. Nach einer SPIEGEL-Umfrage unter allen 24 deutschen Generalstaatsanwaltschaften, an der sich 15 beteiligten, wird derzeit gegen mindestens 14 Priester wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch ermittelt. Hinzu kommen Verfahren gegen elf weltliche Lehrer und Erzieher.

Der Papst hat sich zu den deutschen Vorfällen noch nicht explizit geäußert. An diesem Samstag entschuldigt er sich allerdings in einem Hirtenbrief an die irischen Katholiken bei den Opfern sexueller Gewalt. Er fühle Scham und Reue, heißt es in Schreiben.

Die Deutsche Presse-Agentur hat eine Umfrage unter den deutschen Bistümern gemacht – SPIEGEL ONLINE dokumentiert die dabei zutage gekommenen 250 Verdachtsfälle:

Berlin: Zwei Patres sollen in den siebziger und achtziger Jahren Schüler des Canisius-Kollegs missbraucht haben. 61 Opfer haben sich bisher gemeldet.

Rottenburg-Stuttgart: 14 Geistliche sind unter Verdacht. Sieben Priester der Diözese, von denen vier bereits tot sind, und sieben Ordenspriester. Ein ehemaliger Pfarrer in der Pius-Pflege in Oggelsbeuren ist dement und kann nicht mehr vernommen werden.

Freiburg: Das Erzbistum weist Vertuschungsvorwürfe gegen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zurück. Während seiner Tätigkeit als Personalreferent in der Erzdiözese soll er nach Recherchen der TV-Sendung „Report Mainz“ und der „Badischen Zeitung“ 1991 einen Pfarrer, der mindestens 17 Kinder und Jugendliche missbraucht haben soll, lediglich in den vorzeitigen Ruhestand versetzt haben. 1995 nahm sich der Priester das Leben.

Regensburg: Zwei bereits vor langer Zeit gestorbene Priester sollen sich sich an Schülern des Domspatzen-Internats vergriffen haben. Ein ehemaliger Gymnasiast aus einer von Benediktinern betriebenen Schule in Metten beschuldigt einen Mönch des Missbrauchs. Das Bistum will am Montag einen Zwischenbericht geben.

München und Freising: Man nennt keine Zahlen. Bekannt wurden Fälle im Benediktinerkloster Ettal und von der Erzabtei St. Ottilien der Missionsbenediktiner. Zudem gibt es noch den Fall des vorbelasteten Pfarrers aus dem Bistum Essen, der unter dem Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger und heutigen Papst Benedikt XVI. eine zweite Chance bekam. Der Priester wurde vor wenigen Tagen suspendiert, weil er sich nicht an die Auflage gehalten hatte, nach einer früheren Verurteilung nicht mehr mit Jugendlichen zu arbeiten. Nach SPIEGEL-Informationen wurde Ratzinger in seiner Zeit als Erzbischof 1980 besser über den Fall des Kinderschänders informiert als bislang bekannt. In einem Übergabebrief des Bistums Essen an die von Ratzinger damals geleitete Erzdiözese hatte klar erkennbar gestanden, dass Kaplan Peter H. sich sexuell an Kindern seiner Gemeinde vergriffen hätte. So erklärte es das Bistum Essen vorige Woche gegenüber dem SPIEGEL. Man habe München nicht im Unklaren gelassen, was für ein Problemfall da komme.

Passau: Ein Kapuzinermönch soll sich Mitte der achtziger Jahre als Direktor eines ehemaligen Studienseminars in Burghausen an mehreren Seminaristen vergangen haben.

Eichstätt: Ein Priester wurde im Landkreis Ansbach suspendiert, weil er 1971 als studentische Hilfskraft im Internat der Regensburger Domspatzen einen Minderjährigen sexuell missbraucht haben soll.

Bamberg: Im Internat Aufseesianum in Bamberg soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Die beiden Beschuldigten sind gestorben.

Augsburg: Im Maristen-Internat in Mindelheim soll sich ein Erzieher an mindestens 10 bis 15 Jungen vergangen haben. Ein Bruder der Gemeinschaft wurde 2007 nach langjähriger Tätigkeit als Internatsleiter von seiner Aufgabe entbunden, ohne dass die Eltern der Schüler über den wahren Grund informiert wurden. Er wurde wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Vorwürfe betreffen auch ein ehemaliges Heim der Salesianer Don Boscos in Augsburg. Zudem hat sich ein Priester elf Jahre nach einem möglichen Missbrauchsfall auf Druck des Bistums selbst angezeigt.

Würzburg: Zwei Priester wurden beurlaubt. Einer von ihnen ist ein Franziskaner-Minorit, der in den siebziger Jahren in einem Bonner Internat des Ordens Kinder unsittlich berührt haben soll. Zugleich gibt es Beschuldigungen gegen den 76-Jährigen aus seiner Zeit in Würzburg, wo er seit dem Ende der siebziger Jahre lebt. Mehrere weitere Vorwürfe, dass Kinder in anderen katholischen Einrichtungen sexuell missbraucht worden seien, werden derzeit überprüft.

Fulda: Mindestens sechs Fälle soll es geben. Das Bistum will sich nicht dazu äußern. Es entschuldigte sich dafür, dass ein Priester in Großenlüder nach seinen Taten um das Jahr 1990 herum lediglich versetzt worden war. Anschließend soll er sich weiter an Kindern vergangen haben. 1995 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs in zehn Fällen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Limburg: Zehn erhärtete Verdachtsfälle. Mitte Februar wurde ein Priester suspendiert. Er hat gestanden, dass er in den neunziger Jahren im Westerwald sexuelle Kontakte zu Jungen hatte. Die Staatsanwaltschaft Koblenz stellte das Verfahren wegen Verjährung ein. Der Priester soll zuletzt Seelsorger an zwei katholischen Schulen in Königstein im Taunus gewesen sein. Im Fall eines bereits 2007 entlassenen Kirchenmitarbeiters ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt.

Mainz: In einem Knabenkonvikt in Bensheim sollen Schüler von einem Sozialarbeiter, der das Internat von 1973 bis 1979 leitete, misshandelt worden sein. Drei Opfer haben sich gemeldet. Vom mutmaßlichen Täter fehlt jede Spur.

Speyer: Zwei Patres der Hiltruper Missionare haben sich wegen Missbrauchs am Gymnasium Johanneum in Homburg selbst angezeigt. Sie wurden aller Ämter enthoben. In zwei älteren Fällen sind die Täter schon gestorben. Ein Franziskanerpater zeigte sich nach Belästigungsvorwürfen von Messdienern im Dezember 2009 selbst an. Die Staatsanwaltschaft Landau hat die Ermittlungen gegen ihn eingestellt. Das kirchliche Untersuchungsverfahren läuft noch. Ein Gemeindepfarrer soll einen Jungen in den sechziger Jahren sexuell missbraucht haben.

Trier: Das Bistum macht keine Angaben. Am 29. März will man einen Zwischenbericht vorlegen. Die Staatsanwaltschaft Koblenz stellte am Donnerstag ein Verfahren gegen einen katholischen Priester und ehemaligen Religionslehrer wegen Verjährung der Taten ein. Er gab zu, im Zeitraum von 1985 bis 1987 drei 17- und 18-jährige Schüler missbraucht zu haben.

Köln: Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Hausmeister einer Pfarrgemeinde. Der Mann wurde vom Dienst suspendiert und hat Hausverbot. Die sexuellen Übergriffe am Bonner Aloisius-Kolleg werden nicht vom Erzbistum aufgearbeitet, sondern vom Jesuitenorden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in einem nicht verjährten Fall gegen einen Pater, der inzwischen in einem Pflegeheim lebt.

Aachen: Im katholischen Internat und Gymnasium Haus Overbach sollen Ordensleute, die als Lehrer arbeiteten, in den fünfziger Jahren drei Kinder missbraucht haben. Unter Verdacht steht auch ein Priester wegen sexuellen Missbrauchs vor 20 Jahren. Die Klärung einer Reihe weiterer möglicher Fälle steht erst am Anfang.

Münster: 50 frühe Fälle werden geprüft. Betroffen sind 15 Beschuldigte, von denen die meisten schon gestorben sind. Mehrere Missbrauchsvorwürfe aus jüngerer Zeit sind bereits aufgearbeitet: Von 13 Beschuldigten, die sich von 2002 bis 2010 an Kindern vergangen haben sollen, wurde fünf „nicht angemessenes Verhalten“ attestiert. Ihre Akten liegen bei der Staatsanwaltschaft, sie wurden vom Dienst suspendiert. Im niedersächsischen Teil des Bistums werden sieben Verdachtsfälle zwischen 1930 und 1980 geprüft.

Essen: Weit mehr als ein Dutzend älterer Menschen rief an, die sich als Opfer sexueller Übergriffe von Geistlichen fühlen. Genaue Zahlen will das Bistum erst nennen, wenn die Fälle eingeordnet werden können.

Paderborn: Der Leiter des Erzbischöflichen Internats für Jungen „Collegium Aloysianum“ in Werl soll sich an zwei ehemaligen Schülern vergangen haben.

Hildesheim: Es gibt Vorwürfe gegen vier Geistliche. Zwei von ihnen sind als Jesuitenpater in den Skandal am Berliner Canisius-Kolleg verwickelt. Ein beschuldigter Priester ist im Ruhestand. Ein Pfarrer in Wolfsburg wurde vom Dienst suspendiert. Weitere Vorwürfe betreffen eine vom Bistum nicht benannte Zahl bereits gestorbener Geistlicher. Die Zahl der Opfer liegt bei weit mehr als einem Dutzend.

Osnabrück: In einer früheren Internatsschule der Maristen in Meppen soll es Ende der sechziger Jahre zu sexuellen Übergriffen auf Minderjährige gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft stellte Ermittlungen gegen einen Ordensmann wegen Verjährung ein.

Hamburg: Zwei Verdachtsfälle wurden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Zuvor hatten sich vier ehemalige Schüler der Sankt-Ansgar-Schule gemeldet.

In den Bistümern Dresden-Meißen, Görlitz, Erfurt und Magdeburg sind nach eigener Auskunft keine Fälle bekannt.

sef/dpa

Quelle: spiegel.de
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Seit Jahresbeginn 566 Meldungen bei den Ombudsstellen

Die Ombudsstellen der Kirche für Missbrauchsopfer werden seit Jahresbeginn regelrecht überrannt. Viele Fälle sind aber noch nicht geklärt. Die Diözesen kündigen eine monatliche Statistik an.
Die Ombudsstellen der Diözesen für Opfer sexuellen Missbrauchs werden seit Jahresbeginn regelrecht überrannt: 566 Meldungen sind seit Anfang Jänner eingegangen. Sexuellen Missbrauch betreffen nach aktuellem Erkenntnisstand vorerst nur 27 Prozent der Meldungen. Bei 26 Prozent der Fälle handelt es sich um Gewalt, knapp die Hälfte bedarf noch weiterer Aufklärung. „Oft erhalten wir nur die Meldung: ‚Ich wurde missbraucht. Bitte um Rückruf'“, berichtet der Leiter der Ombudsstelle der Erzdiözese Wien, Johannes Wancata.

In vielen Fällen bedürfe es auch mehrerer Gespräche, um alles abzuklären und die entsprechenden Konsequenzen einzuleiten. Geklärt muss vor allem noch werden, wie viele gemeldete Fälle noch nicht verjährt sind. Lediglich ein Prozent hat sich laut offizieller Statistik nach 1993 zugetragen und wäre noch strafrechtlich belangbar. Bei 46 Prozent der Kontaktaufnahmen sind die diözesanen Ombudsstellen noch im Unklaren. Die restlichen Vorwürfe betreffen Fälle, die bereits verjährt sind.

Die Ombudsstellen werden einen monatlichen gemeinsamen Bericht über den Stand der Meldungen veröffentlichen, sagte Wancata. Die bekannt gewordene Zahl von 566 Meldungen zeige auch, dass die Einrichtungen „Vertrauen genießen und das Angebot angenommen wird“.

Quelle: diepresse.com

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